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„Wir müssen die Sprossen einbauen, die früher fehlten, ohne die Kreativität und Leistungskraft des wissenschaftlichen Systems zu zerstören!“ Parlamentarischer Abend der LHK

Am Donnerstag, 30.06.2022, lud die LandesHochschulKonferenz Niedersachsen (LHK) in diesem – besonderen – (Wahl-)Jahr zu einem Parlamentarischen Abend zum Thema „Wissenschaftliche Karrierewege“ ein. Auf der Gästeliste standen namenhafte Vertreter:innen aus Niedersachsens Politik, Wissenschaft, Wirtschaft sowie von Verbänden und Stiftungen. Neben dem Niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler, Staatssekretärin Frau Dr. Sabine Johannsen und Staatssekretär Dr. Frank-Thomas Hett (Nds. Justizministerium), den Präsidentinnen und Präsidenten der niedersächsischen Hochschulen, zählten insbesondere die Mitglieder des Ausschusses für Wissenschaft und Kultur des Nds. Landtags zu den Gästen des Abends.

Die Landtagsvizepräsidentin Frau Meta Jannsen-Kucz hob in ihrem Grußwort die zentrale Bedeutung der Wissenschaft, insbesondere in Krisenzeiten, hervor. Die Wissenschaft habe u.a. mit der schnellen Entwicklung von hochwirksamen Impfstoffen sehr eindrücklich gezeigt, wozu sie in der Lage und wie wichtig sie ist. Dies gelte insbesondere auch für den Bereich der Pflege und weitere Zukunftsthemen, wie beispielsweise alternative Energien.

Wissenschaftsminister Björn Thümler betonte in seinem Grußwort die herausragenden Leistungen der Hochschulen, die zuletzt in der Bewältigung der Corona-Herausforderungen und aktuell im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine deutlich geworden seien. Die zukünftige Leistungsfähigkeit der Hochschulen liege in der gemeinschaftlichen Verantwortung. Nur zusammen und auf der Grundlage einer verlässlichen Finanzierung können die anstehenden Herausforderungen gemeistert werden und eine Verteidigung gesellschaftlicher Werte gelingen, so Minister Thümler. Mit der Potentialanalyse der Nds. Hochschulen, die die Entwicklung der Hochschulen gezielt vorantreiben soll und in zwei Schritten aus dem Niedersächsischen Vorab gefördert würde, sei bereits eine richtungsweisende Zusage an die Hochschulen gemacht worden. Dieser Weg müsse weiter ausgebaut werden.

Der LHK-Vorsitzende, Prof. Dr. Joachim Schachtner dankte  MWK und VolkswagenStiftung für diese wichtige Unterstützung und adressierte  zentrale Pfeiler für die zukünftige Entwicklung der Hochschulen: „Dass, was die Hochschulen benötigten, sei eine langfristige und zuverlässige, finanziell hinterlegte Strategie, die sich nicht an den Wahlperioden orientiert“, so der Vorsitzende. Ziel sei es, klare und transparente Rahmenbedingungen für die niedersächsischen Hochschulen zu schaffen, in denen die Hochschulen ihre Potentiale flexibel und mit hohem Freiheitsgrad weiterentwickeln und entfalten können.

Er appellierte an die Gäste „werden Sie noch mehr unsere Fürsprecher:innen, gerade im Parlament (…), unterstützen Sie den Umdenkungsprozess, begleiten Sie uns durch die Zeitenwende, um die drängenden Zukunftsfragen anzugehen, lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung übernehmen.“

Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Prof. Dr. Peter-André Alt, fokussierte in seinem anschließenden Impulsvortrag das Thema „Nachwuchs“ bzw. „Wissenschaftler:innen in frühen Karrierephasen“. Die Problemlage der Befristung in der Wissenschaft sei nicht neu und beschäftige die Hochschulen seit Jahrzehnten. Zweifelsohne handele es sich hier um ein Dilemma, das historische Wurzeln habe - gute Ansätze seien dringend notwendig. Alt zitierte Christian Graf von Krockow, der 1959 formulierte, „wissenschaftliche Karrieren nach der Habilitation seien eine Leiter ohne Sprossen", und forderte, „die Sprossen ein(zu)bauen, die früher fehlten, ohne die Kreativität und Leistungskraft des wissenschaftlichen Systems zu zerstören.“ Eine Forderung, die nickende Köpfe bei den Gästen auslöste. Weiter ging er auf bisherige Ansätze und die damit verbundenen Problemlagen ein. So sei beispielsweise die Juniorprofessur (mit oder ohne Tenure-Track-Option) ein Ansatz, die Karrierewege zur Professur transparenter auszugestalten und damit die Karriereperspektive positiv zu verändern. Der anregende Vortrag schloss mit zehn grundsätzlichen Überlegungen, die der Politik und den Hochschulen Wegweiser sein können für eine Verbesserung der Situation von Wissenschaftler:innen in frühen Karrierephasen, die aber gleichzeitig auch die Situation und Bedürfnisse der Gesellschaft und der Hochschulen berücksichtigt. Den vollständigen Beitrag finden Sie hier.

Präsident Prof. Alt endet mit der Aufforderung „wir sollten diese Aufgaben als unsere ureigene annehmen, denn wenn wir in unseren internen Prozessen transparenter und bewusster handeln und gestalten, werden wir für die Besten der Besten noch attraktiver sein – und das ist es ja, was wir erreichen wollen: die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die Erfüllung unserer Aufgaben in Forschung und Lehre zu finden, weil wir nur mit ihnen international konkurrenzfähig bleiben und unserem Land weiterhin eine Zukunft bieten können“.

Es schloss sich ein intensiver und angeregter Meinungsaustausch im sommerlichen Ambiente des Restaurants Leineschloss in Hannover an.